Werbung/Buchvorstellung: “Die Stadt der Freiheit” von Silvia Hildebrandt

Die Rechte zu Cover und Inhalt liegen beim Verlag

Klappentext:


Rumänien in den 1980ern. Drei Freunde kämpfen ums Überleben in einem restriktiven Staat.

Der Ungar Attila schwärmt heimlich für seinen Lehrer. Sein bester Freund Tiberiu, Sohn des Chefs der rumänischen Geheimpolizei, möchte sich in der Armee beweisen, sympathisiert aber mit einer Revoluzzergruppe. Und die Roma Viorica wird zur Hochzeit mit einem gewalttätigen Mann gezwungen.

Als ein politischer Skandal die drei auseinanderreißt, müssen sie sich entscheiden, auf welcher Seite sie kämpfen wollen. Für oder gegen den Diktator Ceausescu. Für oder gegen das eigene Glück.

Eine Geschichte über Verschwörung und Revolution, Liebe und Hass. Und die Frage, ob Freundschaft tiefe Gräben überwinden kann.

ISBN 978-3947706129

ASIN B085F31WBV

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Sivlia Hildebrandt gibt Einblicke in das Buch:

Die Rechte zu den Bildern und dem Text liegen bei der Autorin/beim Verlag!

Schnipsel

1986

Wie man sieht, verhielten sich die Menschen in Krisenzeiten schon immer ähnlich und ließen sich in “Katastrophentypen” einteilen:

»Sie sind tief in Gedanken, Genosse.«

Attila schreckt auf und fällt fast vom Stuhl. »Ja, ja«, murmelt er und sieht seinen neuen Untergebenen Sergiu genauer an. »Entschuldige. Wo waren wir noch mal?« Er blättert in seinen Papieren, sein Daumen verwischt die Namen, die mit schlechter Tinte geschrieben wurden. Der Daumen, der das Leben unzähliger Menschen auf dieser Liste einfach so auslöschen kann. 

»Der Oberst ist wegen dieser Tschernobyl-Sache beunruhigt. Kann nicht verstehen, warum er sich so aufregt.« 

Attila zuckt die Achseln. »Wir händigen der Bevölkerung mehr Iodid als Brot aus. Wenn sogar das Radio zugibt, dass die Strahlung höher als sonst ist, dann ist es ernst.« 

»Valentin ist ein Spinner«, beschreibt Sergiu ihren direkten Vorgesetzten. »Er ist paranoid. Ein Chemieunfall in der Ukraine. Und jetzt? Die Fabrik in meinem Heimatdorf hatte jede Woche Störungen, immer donnerstags. Man konnte die Uhr danach stellen. Nichts, was einen vom Hocker haut.« 

Jedes Mal, wenn der Kellner sich ihrem Tisch nähert, huscht er schnell vorbei, wohl bemüht, nichts von den Gesprächen mitzubekommen. Und trotzdem sieht Attila, wie er neugierig zu ihnen herüberglotzt.

»Befehl ist Befehl, verstehe. Aber das … Das ist pure Idiotie. Valentin ist ein Dummkopf auf einem wertvollen Posten. Er hat zu viel Macht und nur den Grips, sie für Blödsinn einzusetzen. Iodid verteilen. Als wär’s die Apokalypse. Ich denke, du solltest auf seinem Stuhl sitzen, Attila. Ich weiß nicht, warum du noch immer nicht Leiter des Direktorats für Innere Sicherheit bist.«

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Wer mich kennt, der weiß, dass ich meine “Bösewichte” ganz besonders mag. Ich denke, niemand wird “böse geboren”, und ich finde es faszinierend zu analysieren, wie jemand zu so einem Charakter wie Attila heranwachsen kann. 
Wir lernen Attila zuerst in einer kleinen Szene als den berühtem Vollstrecker kennen, bevor wir in seine Vergangenheit, in seine Schulzeit schwenken und sehen, welche Traumata ihm so zusetzen, dass er zu “Attila dem Hunnen, Steppenfalke, Schwuchteljäger” wird.

Was Attila später als General der Securitate tut … wie er sich seinen Liebsten gegenüber benimmt … seine Gewalttaten … und doch blitzt immer wieder auf, dass er als Täter auch nur ein Opfer von Opfern ist. Beinahe alle Testleser fanden das Widersprüchliche dieser Person reizvoll, fast alle hatten Mitleid mit ihm oder konnten ihn zumindest verstehen. Nur eine Beta-Leserin hat ihn zutiefst verabscheut. (Ich werde nie ihre Sprachnachricht vergessen, in der sie in Tränen ausgebrochen ist: “Wie konntest du nur so eine Person erfinden?!!”) Genau das wollte ich erreichen, einen ambivalenten Charakter schaffen, der im Gedächtnis bleibt, der polarisiert und der einen im tiefsten Inneren packt.

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Viorica ist eine meiner weiblichen Hauptprotagonisten. Und ich muss zugeben, ich fand es in der Rohfassung extrem schwer, ihre Szenen zu schreiben. Zu gern nehme ich nämlich die männliche Perspektive ein. 
Ich wollte das Roma-Mädchen schon wieder herausstreichen, aber ihr Schicksal berührte die Testleser wirklich sehr, also ließ ich sie drinnen. 
Viele fanden es mutig, dass ich eine Angehörige einer ethnischen Minderheit zu einem der Protagonisten machte. 
Für mich passte es einfach so, ganz ohne “Quotenfrau” und political correctness, zumal sie ja nicht die Einzige ist. 
Dann kamen natürlich die Überlegungen … wann nenne ich sie Roma, wann spreche ich bzw meine Protas von “Zigeunern.” Ein sehr heikles Thema, bei dem man nur verlieren kann. 😅

Ich bin jetzt doch sehr froh, dass sie diese starken Szenen in der Endfassung hat.

Wie geht es euch? Habt ihr schon mal von den Roma gelesen bzw einen Roma-Protagonisten beschrieben?

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Mein dritter Hauptcharakter Tiberiu ist vielleicht der Charakter, der am wenigsten poetisch kodiert ist und der in seinem Verhalten und Charakter am ehesten dem nahekommt, wie sich viele “bei uns daheim” benehmen 

😉 Bereits in der ersten Szene lernen wir ihn kennen. Mit geballter Wucht drischt er auf den Leser ein. Er ist ein Căpitan der Volksarmee, ein Aufreißer, laut, redet viel und gerne, ist von sich sehr überzeugt. 
Und doch merkt man, dass ihm seine Mitmenschen viel bedeuten, dass er für seinen Freund Attila alles tun würde. Und mit jedem dahergeplapperten Wort merkt man auch, dass er seine Vaterkomplexe übertünchen will, dass er sich so sehr nach einer richtigen Familie sehnt, dass es sogar mir als bösen Autor manchmal weh getan hat, seine Szenen zu schreiben. 
Obwohl er am wenigsten von allen leidet und am privilegiersten ist, tat er mir manchmal am meisten leid. 
Und das will was heißen!

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Ánná wurde im Laufe des Schreibens zu einer weiteren weiblichen Hauptprotagonistin, obwohl sie nicht von Anfang an so angelegt war. 
Auf den ersten Blick ist die einfach nur die Schöne, Erfolgreiche, die von allen beneidet wird. Sie versteht sich mit allen gut und jeder hält sich gern bei ihr auf. 
Aber ich wäre nicht ich, wenn meine Protagonisten zu glücklich wären…
Ánná ist mit dem Căpitan Tiberiu Nicolescu zusammen, der schon seit seiner Kindheit in sie verknallt war. Allerdings müssen sie diese Beziehung verheimlichen: er ist Rumäne, sie Ungarin, das ist nicht gern gesehen. Und Tiberiu selbst ist ein schwieriger Mann. Wenn er meint, seine Freundin verdiene es, dann setzt es auch schon mal eine Ohrfeige. Kinder will er nicht, also muss Ánnás Bruder Attila ihr die illegalen Abtreibungspillen besorgen. Sie würde gerne anders leben, kommt aber von Tiberiu nicht los. Und dann ist sie noch die beinahe einzige Stütze ihres Bruders, der unter seiner Homosexualität leidet. Allerdings zeigt er sich auch zu selten dankbar deswegen.
Ich habe Ánná während des Schreibens ins Herz geschlossen, viel mehr als Viorica, meine andere Protagonistin. 
Wer weiß, vielleicht schreib ich mal etwas aus Ánnás Sicht?

Veröffentlicht von Marion

"Ein Leben ohne Bücher ist wie eine Kindheit ohne Märchen, ist wie eine Jugend ohne Liebe, ist wie ein Alter ohne Frieden" Carl Peter Fröhling

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